Buch Hiob 30 • Elberfelder Bibel 1871 Unrevidiert

Eriton

Buch Hiob 30 • Elberfelder Bibel 1871 Unrevidiert

1. Und nun lachen über mich Jüngere denn ich an Jahren, deren Väter ich verschmähete, den Hunden meiner Heerde beizugesellen.
2. Auch die Kraft ihrer Hände, wozu sollte sie mir nützen? das reife Alter ist in ihnen verschwunden.
3. Durch Hunger und Mangel vereinsamt, flohen sie in die Wüste, in die Nacht der Oede und Verödung;
4. die da Salzkräuter an den Gesträuchen pflückten, und deren Speise die Wurzel der Ginster war.
5. Sie wurden herausgetrieben aus der Mitte der Menschen – man schrie über sie, wie über einen Dieb –
6. um zu wohnen in den Klüften der Thäler, den Höhlen der Erde und der Felsen.
7. Sie schrieen zwischen den Gesträuchen, unter dem Dorngestrüpp scharten sie sich.
8. Kinder der Thoren und Kinder ohne Namen waren sie, hinausgepeitscht aus dem Lande.
9. Und nun bin ich ihr Spottlied geworden, und bin ihnen zum Sprüchwort.
10. Sie verabscheuen mich; entfernen sich von mir, ja sie enthalten sich nicht des Ausspeiens in mein Angesicht.
11. Denn er hat meinen Gurt gelöst und mich gebeugt, darum lassen sie den Zügel schießen vor meinem Angesicht.
12. Zur Rechten steht die junge Brut; sie stoßen meine Füße fort, und bahnen wider mich ihre verderblichen Wege.
13. Sie zerstören meinen Pfad, befördern meinen Sturz; sie haben keinen Helfer.
14. Sie kommen wie durch eine weite Lücke, unter Gelärm wälzen sie sich heran.
15. Schrecknisse sind gegen mich gekehrt, sie verfolgen wie ein Wind meine Würde, und mein Heil ist vorüber gegangen wie eine Wolke.
16. Und nun ergießt sich meine Seele in mir; Tage der Bedrängniß haben mich ergriffen.
17. Die Nacht durchbohrt meine Gebeine und löst sie von mir ab, und meine Sehnen ruhen nicht.
18. Mit großer Gewalt ist mein Gewand entstellt, umschließt mich wie mein Leibrock.
19. Er hat mich in den Koth geworfen, und ich bin geworden wie Staub und Asche.
20. Ich schreie zu dir, und du antwortest mir nicht, ich stehe, und du schauest mich an.
21. In einen Grausamen bist du mir umgewandelt, durch die Stärke deiner Hand befeindest du mich.
22. Du hebest mich empor zum Winde, du lässest mich dahinfahren und mir das Heil zerrinnen.
23. Denn ich weiß, daß du mich zum Tode führen wirst, und in's
Versammlungshaus aller Lebendigen.
24. Gewiß, da hilft kein Gebet, wenn er die Hand ausstreckt; ist bei seinem Untergang darüber Geschrei?
25. Weinte ich denn nicht über den, der harte Tage hatte? war meine Seele nicht über den Dürftigen beängstigt?
26. Denn ich erwartete das Gute, und es kam das Böse; ich harrte auf Licht, und es kam Finsterniß.
27. Mein Eingeweide wallet und ist nicht stille; die Tage des Leidens sind mir entgegengetreten.
28. Ich gehe trauernd einher, ohne Sonne, stehe auf und schreie in der Versammlung.
29. Dem Ungeheuer hin ich ein Bruder geworden, und ein Geselle der jungen Straußen.
30. Meine Haut ist schwarz geworden und löst sich von mir ab, und mein Gebein ist brennend vor Glut.
31. Darum ist meine Laute zur Klage geworden, und meine Schalmei zur Stimme einer Weinenden.

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