Buch Hiob 10 • Elberfelder Bibel 1871 Unrevidiert

Eriton

Buch Hiob 10 • Elberfelder Bibel 1871 Unrevidiert

1. Meine Seele hat Ekel an meinem Leben; ich will meiner Klage über mich freien Lauf lassen, will reden in der Bitterkeit meiner Seele.
2. Ich will zu Gott sagen: Verdamme mich nicht! laß mich wissen, worüber du mit mir rechtest.
3. Gefällt es dir wohl, daß du unterdrückest, daß du verwirfst das Werk deiner Hände und über den Rath der Gesetzlosen dein Licht leuchten lässest?
4. Hast du Augen des Fleisches? oder siehest du, wie ein Mensch siehet?
5. Sind deine Tage wie eines Menschen Tage? oder deine Jahre wie eines Mannes Tage?
6. daß du nach meiner Ungerechtigkeit forschest und nach meiner Sünde fragest?
7. so du doch weißt, daß ich nicht gesetzlos bin, und daß niemand rettet aus deiner Hand.
8. Deine Hände haben mich gebildet und gestaltet ganz um und um, und du verschlingest mich?
9. Gedenke doch, daß du wie Thon mich gemacht, und zum Staube wirst du mich zurückkehren lassen.
10. Hast du mich nicht hingegossen wie Milch, und mich gerinnen lassen wie Käse?
11. Mit Haut und Fleisch hast du mich bekleidet, und mit Gebeinen und Sehnen mich eingehegt.
12. Leben und Huld hast du mir gewährt, und deine Obhut hat bewahrt meinen Geist.
13. Und solches hast du in deinem Herzen verborgen; ich weiß, daß dieses bei dir war.
14. Wenn ich sündigte, so würdest du mich beobachten, und in meiner Missethat würdest du mich nicht für schuldlos halten.
15. Wenn ich gesetzlos wäre, wehe mir! und gerecht, so dürfte ich mein Haupt nicht erheben, gesättigt von Schande und schauend mein Elend –
16. denn es wächst an; wie ein grausamer Löwe jagest du mich, und immer wieder erweisest du deine Wunderkraft an mir.
17. Du erneuerst deine Zeugen mir gegenüber, und mehrest deinen Zorn wider mich; Wechsel und Zeit der Mühsal ist bei mir.
18. Und warum hast du mich aus Mutterleibe hervorgehen lassen? Ach, daß ich den Geist aufgegeben, und kein Auge mich gesehen hätte!
19. Ich würde sein, als ob ich nicht gewesen, vom Mutterschoße wäre ich zu Grabe getragen.
20. Sind nicht wenig meiner Tage? Laß ab, wende dich von mir, daß ich mich ein wenig erquicke,
21. ehe ich hingehe (und nicht wiederkomme) in’s Land der Finsterniß und des Todesschattens,
22. in ein düsteres Land, wie die Finsterniß selbst, wie Todesschatten und ohne Ordnung, wo es leuchtet – wie Finsterniß.

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